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Vernichten Halbprofis den Berufsfotografen?

Stefan Dokoupil hat vor Kurzem in einem Facebook-Video ein paar interessante Statements getätigtund auch dazu aufgerufen, sich darüber Gedanken zu machen beziehungsweise darüber zu diskutieren.

Seine Punkte waren:

  1. Es stimmt. Durch immer bessere Technik wird es immer leichter ein "gutes" Foto zu machen. Trotzdem muss davor eine Idee stehen und man muss vor Ort sein, um das Foto aufnehmen zu können.
  2. Die Gewerbeöffnung war gut, weil sich der Markt dadurch reguliert. Ein pauschales Verurteilen von Hobbyfotografen und Fotoclubs ist falsch. Genauso falsch ist es aber auch, wenn Leute einfach "nebenbei" Fotografen sind und einen Job haben, der ihnen das finanziert. Damit müssen sie nicht kostendeckend arbeiten. Das ist nicht OK.
  3. Als Ergebnis von Punkt 2) werden Kunden verzogen und erwarten sich diese Dumpingpreise ("einer macht es immer billiger").
  4. Der Meisterbrief war kein Qualitätskriterium und jene, die sich zu lange auf etablierten Methoden und Fähigkeiten ausgeruht haben, starben aus.

Als Resumée stellt Stefan Dokoupil fest: Die Fotografie wird und muss sich neu erfinden! Einfach weitermachen, der Markt reguliert sich schon. Es dauert nur eben seine Zeit.


GEWERBEÖFFNUNG UND DUMPINGPREISE

Zuerst: Ich bin für die Gewerbeöffnung und war auch einer der ersten, der sich einen entsprechenden Gewerbeschein gelöst hat. Auch mir war klar, dass damit natürlich viele Konkurrenten auftauchen, die mein Einkommen reduzieren. 
Einfach zu sagen "Der Markt wird sich schon regeln" und "nebenbei als Fotograf zu Dumpingpreisen auftreten, ist nicht OK, ist maximal ein Anfang von dem man weiter denken könnte.


WARUM FUNKTIONIERT SO EIN "NEBENBEI-FOTOGRAFEN-MODELL" ÜBERHAUPT?

Ich unterstelle da zwei Punkte: Der erste hat mit der steuerlichen Absetzbarkeit von Ausrüstung zu tun (das könnte man wohl in den Griff bekommen), aber auch mit einer anderen Entwicklung, die ich viel kritischer sehe.  Die Qualität von Fotos ist immer öfter "gut genug". Die Qualitätsansprüche sinken und immer schlechtere Fotos werden akzeptiert. Klar, es wird immer einen Markt für sehr hochwertige, aufwändige Arbeiten geben, aber das ist schon jetzt ein eher kleiner Bereich, in dem sich nur ein paar wirkliche Profis tummeln.

Wenn Stefan Dokoupil in seinem Video sagt, die Fotografie müsse sich neu erfinden, dann würde mich interessieren, wie das aussehen könnte. Ich für meinen Teil habe dazu zwei Thesen für die Zukunft.

NICHT NUR DAS FOTO ZÄHLT, SONDERN WAS ICH DAMIT MACHE

Ich rede jetzt nicht von der Verkaufsstrategie.Für das Modell „Ich fotografiere Ihr Event und verkaufe Ihnen und Ihren Kunden/Besuchern die Abzüge“ ist der Zug in meinen Augen längst abgefahren. Der Trend geht in Richtung Service/Dienstleistung, bei denen man den Fotografen für eine Zeit bucht und dann die Fotos als Ergebnis erhält.

Ich merke aber, dass mit den Fotos dann nicht viel angefangen wird. Im besten Fall werden sie gesichert und verschwinden dann im digitalen Nirvana. Die Bedeutung eines Fotos kann aber deutlich steigen, wenn es als Wandschmuck oder in einem Album verwendet wird. Ein hochwertiges, für den Druck optimiertes, stilvoll gerahmtes Foto beeindruckt viele - vielleicht auch, weil es nicht mehr so oft zu sehen ist.

Anmerkung: natürlich kann man auch ein mittelmässiges Fotos perfekt ausdrucken und hinter Museumsglas an die Wand hängen. ;)

KEINE VOLLZEIT-FOTOGRAFEN MEHR?

Wäre es nicht auch denkbar, dass es keine Vollzeit-Fotografen mehr geben wird wenn sich die "gut-genug"-Fotos weiter durchsetzen? Vielleicht ist der fotografische Part Anhängsel zu einem anderen (Haupt-)Job. Entsprechende Entwicklungen sieht man zum Beispiel bei Zeitungs-Redakteuren, die nun auch die Fotos zu ihren Artikeln machen sollen.


Ich würde jedenfalls gern wissen, was ihr über die Themen denkt und freue mich über jeden Kommentar, beziehungsweise jedes Mail.