Podiumsdiskussion "Pressefotografie: Leben - Überleben?"

Im Rahmen der Ausstellung "70 Jahre Syndikat Foto Film" lud das Westlicht zu einer Podiumsdiskussion ein. Der Titel "Pressefotografie: Leben - Überleben?" wurde noch durch den Untertitel "Zwischen kritischem Foto und Schönbild" ergänzt. 

Es diskutierten unter anderem Marion Krammer, Margarethe Szeless, Jürg Christandl, Gerhard Hinterleitner und Heinz S. Tesarek. 

Margarethe Szeless und Marion Krammer eröffneten den Abend mit einem kurzen geschichtlichen Abriss des Syndikats und der Pressefotografie in den ersten zehn Jahren nach dem zweiten Weltkrieg. 

Welche Bilder verkaufen sich?

Heinz S. Tesarek stellte die Frage, welches Medium noch das Geld hat, ein Team in ferne Regionen zu schicken, um dort eine Hintergrundreportage zu machen. Chefredakteure von Zeitungen und Magazinen wählen nur Fotos aus, die der Blattlinie entsprechen - andere Fotos werden nicht gekauft. 90% der gemachten Fotos seien außerdem "Illustration" und keine kritischen Fotos, also möglichst vielschichtig. Diese müsste man auf eigene Faust veröffentlichen. Ein derartiges Ziel verfolgt er mit seinem Zwischenzeit ONLINE Projekt.

Immer mehr Bilder werden gemacht, immer weniger nachgefragt - Paradox?

Der Moderator Prof. Dr. Axel Hubmann stellte dann den Widerspruch in den Raum, dass es immer mehr Bilder gebe, aber immer weniger nachgefragt werde. Zum einen wurde entgegengehalten, dass eben diese Bilderflut auch zu den lächerlich kleinen Preisen für Bilder geführt hat. Zum anderen ist die Nachfrage nach qualitativ guten Pressefotos scheinbar gesunken. Ein Teilnehmer berichtete von einer Anfrage der Styria Media Group zur Ausbildung von 60 Redakteuren zur iPhone-Fotografie... Offenbar sind derartige Fotos "gut genug". Zusätzlich betonte Jürg Christandl die Halbwertszeit von Pressefotos: Waren sie früher einen Tag (bei Tageszeitungen) beziehungsweise eine Woche (bei Magazinen) zu sehen, sind sie in Online-Portalen oft nur wenige Stunden zu sehen und werden sehr bald schon durch neue Nachrichten verdrängt. Wozu also hohe Preise für Bilder bezahlen?

Was bringt die Zukunft für die Pressefotografie?

Neben eher pessimistischen Wortmeldungen kam von Gerhard Hinterleitner die Anregung, sich in kleinen Gruppen (mit unterschiedlichen Skillsets) zu vernetzen und so wettbewerbsfähiger zu werden. Insbesondere der Bereich Selbstvermarktung sei bei Fotografen oft nicht gut ausgeprägt. Als Alternative bliebe nur sich lukrativere Nischen in der Fotografie zu suchen (PR, Werbung, Hochzeiten etc). Der klassische Pressefotograf, der für die Öffentlichkeit relevanten Ereignissen Fotos anfertigt und diese dann an Zeitungen und Zeitschriften verkauft, gehört jedenfalls der Vergangenheit an. 

Dass die Zuhörer alle bis zum bereits verlängerten Ende blieben und noch weiter diskutiert hätten zeigt, dass das Interesse aber auch die Unsicherheit groß ist. Jedenfalls wurde eine Nachfolgeveranstaltung in den Raum gestellt. Und wie Karl Farkas am Ende so schön zitiert wurde: “Man muss mit der Zeit gehen, sonst geht man mit der Zeit”. 

Zurück
Zurück

ART & ANTIQUE Messe in der Wiener Hofburg

Weiter
Weiter

Buchreview: "In eigener Sache" von Sébastien Bonset