Alfred Seiland - österreichischer Pionier der New Color Photography in der Albertina

Denkt man an die frühzeitige Verwendung von Farbfilm im Kontext künstlerischer Fotografier, fallen einem Namen wie Stephen Shore oder William Eggleston ein. Aber auch der österreichische Fotograf Alfred Seeland hat sich früh ausschließlich dieser Filme bedient. Geboren 1952, arbeitet er seit Mitte der 1970er Jahre als Fotograf und setzt seit 1979 konsequent auf Farbfotografie. Zu diesem Zeitpunkt war das insofern ungewöhnlich, als Farbe auf Grund ihrer Verwendung in Werbung und Modefotografie im künstlerischen Kontext abgelehnt wurde. 

Die Ausstellung in der Albertina

Als zentrales Thema beschäftigt sich Seiland  mit unterschiedlichen Kulturen. Zu sehen sind drei seiner Werkgruppen: “East Coast-West Coast” zeigt die Eindrücke seiner Reisen nach Amerika von 1975 bis 1986. Parallel dazu entsteht die Werkgruppe “Österreich” in der ländliche Gegenden und Dorfsituationen ungeschönt gezeigt werden. Der dritte Zyklus “Imperium Romanum”, an dem er seit 2006 arbeitet, zeigt historische Stätte im Kontext modernen Lebens auf dem Gebiet des ehemaligen römischen Reiches. 

Alfred Seiland Ausstellung in der Albertina Wien, 2018

Alfred Seiland Ausstellung in der Albertina Wien, 2018

Alfred Seiland Ausstellung in der Albertina Wien, 2018

Alfred Seiland Ausstellung in der Albertina Wien, 2018

Die Werkgruppen sind aussergewöhnlich umfangreich und sind Ergebnis jahrelanger Recherchearbeit und aufwändiger, genau geplanter Reisen und Presseberechtigungen. Insbesondere “Imperium Romanum” benötigt neben den Fotografien erklärenden Begleittext, der in der Ausstellung der Albertina (wenn auch gekürzt) neben den Fotografien angebracht wurde. 

Grössere Bekanntheit erhielt Alfred Seiland durch eine Werbekampagne für die Frankfurter Allgemeine mit dem Titel “Dahinter steckt immer ein kluger Kopf”. Zu sehen sind berühmte Persönlichkeiten im Kontext, immer lesend hinter einer aufgeklappten FAZ versteckt. Die ausgestellten Fotografien laden dazu ein, die Zeitung im Bild zu suchen. Manche der Aufnahmen sind in einem sehr aussergewöhnlichen Setting aufgenommen - beispielsweise das Foto von Helmut Kohl oder Reinhold Messner.

Was die Fotografien von Alfred Seiland besonders macht

Alfred Seiland zeigt in seinen Fotografien Ort, wie sie sind. Er greift nicht ein und lichtet die Gegebenheiten so ab, wie er sie vorgefunden hat. Trotzdem ist er weit von Street Photography entfernt, die reaktiv und schnell auf nur kurzlebige Situationen reagiert. Seine Fotografien sind aussergewöhnlich präzise komponiert. Die Aufnahmen zeichnen sich durch eine Vielzahl von Ebenen und Durchblicken aus.

Imperial, Kalifornien, USA, 1979, Alfred Seiland

Imperial, Kalifornien, USA, 1979, Alfred Seiland

Sulztal, Österreich, 1992, Alfred Seiland

Sulztal, Österreich, 1992, Alfred Seiland

Nadja Auermann (Model), Berlin, Deutschland, 1997, Alfred Seiland

Nadja Auermann (Model), Berlin, Deutschland, 1997, Alfred Seiland

Arg-e Bam, Bam, Iran, 2017, Alfred Seiland

Arg-e Bam, Bam, Iran, 2017, Alfred Seiland

Der Einsatz einer analogen Großformatkamera ermöglicht ihm perspektivisch gerade ausgerichtete Linien. Ebenfalls durch das große Format ist eine maximal durchgehende Schärfe im gesamten Bild zu sehen. Kein Bildelement soll durch das gerade so moderne Bokeh entwertet oder hervorgehoben werden. Und noch eine weitere Eigenschaft seiner Bilder macht sie besonders: er sucht immer nach passenden Wetter- und Tageslichtsituationen. Besonders schön kann man das an der “East Coast-West Coast” Serie erkennen, bei der wundervolle Farbkompositionen in pastellen Tönen auch den Himmel inkludieren. Das bewusste und genaue Fotografieren steigert meine Hochachtung vor den ausgestellten Bildern nur noch mehr - ganz im Gegensatz zu dem einfachen Anwenden Lightroom-Presets im "Analog-Look". 

Fazit: Hingehen und hinschauen, so gehört's gemacht!

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