Poesie der Peripherie - Elfriede Mejchar im Musa
Anlässlich des 100. Geburtstags von Elfriede Mejchar präsentiert das MUSA die faszinierende Ausstellung "Im Alleingang". Diese Ausstellung bietet einen umfassenden Einblick in Mejchars Schaffen von den 1940er Jahren bis in das 21. Jahrhundert.
Ihre fotografische Entwicklung ist insofern bemerkenswert, da sie sich bewusst von dem damals populären Stil Henri Cartier-Bressons mit der Leica und dem "decisive moment" abwandte. Stattdessen zeichnen sich ihre Werke durch sorgfältiges Komponieren und langfristige Serien aus, die oft über Jahre und Jahrzehnte weiter entwickelt wurden.
Besonders eindrucksvoll sind ihre Fotoreihen über die Hotels, in denen sie während ihrer Arbeit für das Bundesdenkmalamt untergebracht war. Auf Grund bescheidener Diäten strahlten diese Unterkünfte einen einzigartigen Charme aus, den Mejchar auf wunderbar dokumentierte. Bei genauer Betrachtung finden sich neben dem eigentlichen Interieur spuren ihrer Anwesenheit - ein Konzept, das sie auch für ihre Fotoserie an den ausgefransten Rändern von Wien realisierte. Sie erhob damit etwas als "bildwürdig" was davor als fad oder alltäglich abgetan wurde.
"Ich mag das Verrottete ganz gerne"
In dem Zitat von Elfriede Mejchar bezieht sie sich damit nicht etwa auf stinkenden Müll sondern sie begeistert sich für Spuren, die Menschen zuvor an einem Ort hinterlassen haben. Der Reiz des Vergangenen spricht sie auf der Gefühlsebene an und sie schafft es, diese Emotionen fotografisch umzusetzen und dem Betrachter zu vermitteln.
Fotochallenge #Nebenschauplätze
Im Rahmen der Ausstellung "Im Alleingang" fand ein Fotowettbewerb statt: "Worin liegt die Poesie der Peripherie? Was macht den Reiz der Nicht-Orte aus?" Über 3000 Beiträge wurden bis zum Abgabeschluß mit dem Hashtag #Nebenschauplätze eingereicht und viel waren wirklich sehenswert. Ein Zwischenstand ist bereits im MUSA zu sehen und die dafür ausgewählte Präsentation finde ich ausgesprochen gelungen: Aufkaschiert als Hintergrund auf den Wänden sind Fotografien von Elfriede Mejchar von der Triesterstraße. Diese war damals genauso deprimierend wie sie heute ist. Durch eine Langzeitbelichtung sind vorbeifahrende Autos nur als Streifen erkennbar. Darüber schwebend eine Auswahl der ersten abgegebenen Arbeiten in gelbem Rahmen. Das ist insofern witzig, da diese auf Instagram unter dem Hashtag "#Nebenschauplätze" markierten Werke einen kaum enden wollenden Strom von Bildern darstellen, die nun ausgewählt und seltsam statisch vor den dynamisch verschwommenen Autos der Triesterstraße schweben und gekommen sind um zu bleiben. Die Fotografien können ohne (!) Ticket im Foyer des MUSA betrachtet werden. Zusätzlich gibt es noch eine Preisverleihung der drei besten Arbeiten am 19. Juni 2024 im MUSA - Eintritt frei aber Anmeldung erforderlich (https://www.wienmuseum.at/event/713)
Ich freue mich mit zwei Arbeiten nominiert und ebenfalls an der Wand vertreten zu sein!
Meine beiden Arbeiten welche von der Jury ausgewählt wurden:
Im Alleingang. Die Fotografin Elfriede Mejchar
18. April - 1. September 2024
MUSA, Wien
Die Landesgalerie Niederösterreich und das Museum der Moderne Salzburg widmen Elfriede Mejchar ebenfalls in gemeinsamer Kooperation Ausstellungen.
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