Eigensinnige Dinge - Ausstellung "Stillleben" im KUNST HAUS WIEN

Noch bis zum 17. Februar 2019 ist im KUNST HAUS WIEN die Ausstellung “Stillleben. Eigensinn der Dinge” zu sehen. Von Kuratorin Maren Lübbke-Tidow ausgewählt, präsentiert eine Gruppe von jüngeren Künstlerinnen und Künstlern eine moderne Interpretation des klassischen Stilllebens bei Verwendung des Mediums Fotografie. Die sehr unterschiedlichen Zugänge lassen trotzdem viele Parallelen zu den bekannten Malereien alter Meister gut erkennen.

Gespräch “Vom historischen Stillleben zur aktuellen Fotografie“

Am 14. November fand ein Gespräch mit Martin Prinzhorn, Linguist und Kunstkritiker, und Alexander Strasoldo, Experte für Gemälde Alter Meister im Dorotheum Wien, statt, welches von Bettina Leidl, Direktorin des KUNST HAUS WIEN, geleitet wurde. Spannenderweise waren einige der vertretenen Künstlerinnen und Künstlern anwesend und konnten im Gespräch Fragen direkt beantworten.

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Stillleben im historischen Kontext

Gleich zu Beginn strich Alexander Strasoldo heraus, dass wir die historische Bedeutung von Stillleben aus heutiger Sicht gar nicht mehr deuten können, da uns der Schlüssel, der Code sozusagen, fehle. Ikonografisch sind die Werke vielschichtig und diese Situation wird sich auch zukünftig wohl nicht ändern, da in der universitären Ausbildung der Ikonografie kein allzu großer Platz eingeräumt wird. Selbst die ausgestellten Stillleben zeitgenössischer Fotografen sind ohne Hintergrundwissen nur schwierig zu verstehen.

Andererseits würde eine absolute “Lesbarkeit” der Werke wohl auch ihren Reiz bedeutend schmälern.

Herauszuheben ist auch, dass das Stillleben die erste Gattung war, bei der mehrere Bedeutungsebenen in einem Gemälde enthalten sind. Davor wurden hauptsächlich biblische Szenen oder Portraits gemalt, die keiner weiteren Deutung bedurften.

Veränderungen von Stillleben in der Malerei über die Zeit

Frühe Stillleben zeigen im Hintergrund immer wichtige (meist religiöse) Darstellungen, die von Objekten im Vordergrund teilweise verdeckt werden aber auch immer Raum zur Durchsicht lassen. Im 17. Jahrhundert verschwinden diese Szenen aus dem Hintergrund und es werden nur noch Objekte arrangiert. Die Früchte, Totenköpfe usw. sprechen nun für sich und überliefern ihre Botschaft.

Verlangsamung des Sehens

Viele der gezeigten Arbeiten (er)fordern eine Verlangsamung der Betrachtung. Ist man als Smartphone-verwendender Mensch gewohnt, tausende Bilder pro Tag flüchtig zu betrachten um sie sofort wegzuwischen, erschließen sich die ausgestellten Fotografien erst nach einiger Zeit. Sie sind keine schreienden, mit grellen Farben und Motiven auf sich aufmerksam machenden Werke. Und trotzdem ist insbesondere die Fotografie welche als Hauptsujet für die Ausstellung auf allen Werbeplakaten und Litfasssäulen zu sehen ist, eine auffällige: “In der Fülle der Zeit 4” von Andrea Witzmann.

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