Anlässlich ihres 80. Geburtstages widmet das Kunsthaus Wien der österreichischen Fotografin Elfie Semotan eine umfassende Retrospektive.

Die Ausstellung “Haltung und Pose” zeigt Werke aus sechs Jahrzehnten ihres Umfangreichen Schaffens.

Haltung und Pose - Elfie Semotan im Kunsthaus Wien, 2021

Gleich beim Betreten der Ausstellung fällt auf, dass keine einleitende Beschreibung ebendiese “erklärt”. Elfie Semotan Fotos sollen für sich selbst sprechen und sind leicht zugänglich. Der erste Eindruck sollte ein visueller sein - und so findet sich die Ausstellungsbeschreibung nach den ersten 15 oder 20 Fotos. Ebenso ist die Anordnung der ausgestellten Fotos weder chronologisch noch inhaltlich ausgerichtet - rein visuelle Zusammenhänge waren ausschlaggebend.

Semotan ist besonders für ihre Werbe- und Modefotografie bekannt, das Œuvre jedoch ist wesentlich vielfältiger und tiefer gehend, als man es von klassischer Werbe- oder Modefotografie erwarten würde. Ein gutes Beispiel dafür ist ihre Sequenz von drei Bildern zum Thema “Das kleine Schwarze” in Kombination mit “Breakfast at Tiffanies”. Semotan sollte das Kleid als solches bewerben. Sie entschied sich für die Zusammenarbeit mit einer Ausdruckstänzerin und fotografierte das Kleid auf dynamische und elegante Weise, aber völlig anders als “gewohnte” Modefotografie. Das zeichnete sie allgemein in diesem Genre aus: Man erkannte selten, dass irgendetwas “verkauft” werden sollte. Nie ging es um die Mode, immer standen das Model/die Modelle und die Geschichte, die sie erzählen im Vordergrund. Man beachte auch die außergewöhnliche “Hängung” der Bildstreifen vom kleinen Schwarzen - sehr gelungen!

Fotografisch interessant ist ebenfalls wie vielfältig die Aufträge waren, die Elfie Semotan in früheren Jahrzehnten umsetzen konnte. Von Werbefotos für Autos über Mode - heute würden derartige Aufträge wohl nur an Spezialisten vergeben werden.

Haltung und Pose - Elfie Semotan im Kunsthaus Wien, 2021

Gezeigt werden aber auch viele empathische Portraits, stille, lyrische Landschaftsaufnahmen und Stillleben. Immer geht es ihr datum, Geschichten zu erzählen. Beiden gemein ist eine Ruhe im Bild, die man direkt spüren kann.

Gerne referenziert Semotan in ihren Arbeiten Künstler und Werke aus der Kunstgeschichte - so finden sich Hinweise auf die Präraffaeliten, Lucian Freud oder auch fotografische Fingerzeige auf Diane Arbus, Robert Frank oder Irving Penn und viele mehr.

Eine wirklich spannende Serie (über die Ausstellung verteilt) setzt sich aus Aufnahmen von Studios anderer Künstler/-innen zusammen. Großformatig ausgestellt wirken diese meist wie das pure Chaos.