Portraits abseits von Mode- und Instagram-Uniformimus: "Model Arbus Goldin" im Westlicht

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Mit “Model Arbus Goldin” ist noch bis Mitte März im Westlicht eine spannende Gegenüberstellung von drei großen amerikanischen Fotografinnen zu sehen, die alle auf ihre Weise das Genre “Portrait” für sich interpretierten und spätere Generationen prägten.

Die ausgestellten Werke sind auf den ersten Blick sehr unterschiedlich, haben jedoch die Nähe der Fotografin zum Subjekt und der Blick für Menschen an den Rändern der Gesellschaft (sei es oben oder unten) gemeinsam. Alle drei zeigen ein Œu­v­re, das sich klar von den uniformen, nach simplen Posingregeln entstandenen Portraits unterscheidet, die wir im unendlichen Strom der sozialen Medien präsentiert bekommen.

Lisette Model

Lisette Model (1901–1983) wurde in Wien geboren und zeigt auf ihren Bildern Menschen am oberen und unteren Ende der Gesellschaft. Kombiniert mit sehr engen Ausschnitten (die später in der Dunkelkammer noch weiter verengt wurden) und ihr Augenmerk für seltsam wirkende Körperhaltungen ergaben fast surreal anmutende Fotografien, die sowohl als Street Photography, aber auch als dokumentarisch eingeordnet werden können. Ihr Werk beeinflusste viele spätere Fotografinnen und Fotografen, insbesondere ihre Schülerin Diane Arbus.

Foto: Lisette Model Woman with Veil, San Francisco 1949 © Estate of Lisette Model

Foto: Lisette Model
Woman with Veil, San Francisco 1949 © Estate of Lisette Model

Diane Arbus

Diane Arbus (1923–1971) konzentrierte sich in ihren Fotografien auf menschliche Extreme. Die gelernte Modefotografin wählte ihre Sujets als Reaktion auf die von ihr in der Arbeit kreierten Hochglanzlügen. Sie zeigt das Fremdartige mit Transvestiten, Riesen, aber auch durch einen Jungen mit einem Pro-Kieg-Sticker und richtete sich damit gegen das normale, langweilige und konventionelle.

Nan Goldin

Nan Goldin (*1953) unterscheidet ich wesentlich von Model und Arbus. Sie fotografiert ihre Umgebung als Teil ebendieser und bringt damit dichte und direkte Fotografien hervor. Im Umfeld der LGBT-Community der späten 1970er und 1980er Jahre porträtiert sie Personen in Bars, beim Drogenkonsum oder beim Sex. Die  wie Schnappschüsse wirkenden Fotografien bestechen durch eine starke Farbigkeit und wirken aufgrund eines offensichtlichen Naheverhältnisses von portraitierter Person und Fotografin.

Foto: Nan Goldin Nan one month after being battered, 1984 © Nan Goldin

Foto: Nan Goldin
Nan one month after being battered, 1984 © Nan Goldin

Model Arbus Goldin” läuft im Westlicht vom 06.12.2018 bis zum 24.03.2019. 

Am 13. Februar 2019 findet ein Vortrag im Westlicht von Franziska Mecklenburg, Kuratorin und Sammlungsverwaltung in der Stiftung F.C. Gundlach, Hamburg mit dem Titel “In Bed with Nan Goldin” statt.

Öffnungszeiten:
DI, MI, FR 14–19 Uhr
DO 14–21 Uhr
SA, SO, FEI 11–19 Uhr
MO geschlossen

Westbahnstraße 40, 1070 Wien
Tel +43 (0)1 522 66 36 -60
Fax +43 (0)1 522 66 36 -80
Email info@westlicht.com

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