Ein echter Wiener geht (r)unter - Poldi hat festen Boden unter den Flossen

Der „Wal vom Wurstelprater“ war über 60 Jahre lang das Wahrzeichen des „Gasthauses zum Walfisch“ im Wiener Prater. Von 1951 bis 2013 hing die fast 10 Meter lange Skulptur über dem Eingang des Gasthauses, das nach dem Praterbrand 1945 wieder aufgebaut wurde. Als das Gasthaus 2013 abgerissen wurde, rettete der Besitzer der Abrissfirma den Wal. Heute hat Wal Poldi einen neuen Platz im Wien Museum gefunden, wo er aufgrund seiner Größe als eines der ersten Objekte nach dem Umbau in das neue Haus eingezogen ist.

Wal-Sichtung an Land! Entdecke Poldi bei den Restaurationstagen auf dem Boden

Mehr Fotos finden sich auf meiner Gallery.

Technische Herausforderung im Museum

Die Walskulptur wurde von der Künstlerin Maria Benke, einer jungen Absolventin der damaligen Akademie für angewandte Kunst, entworfen und besteht aus einer Konstruktion aus Holz und Kupferblech. Ursprünglich als liegendes Objekt geplant, wurde sie im Museum jedoch in luftiger Höhe aufgehängt, was eine besondere statische Herausforderung darstellte. Schließlich sollen die Besucher sicher unter dem 1400kg schweren Wal hindurchgehen können. Dazu musste die Innenkonstruktion verstärkt werden, um die Aufhängung zu ermöglichen (nun wiegt er sogar 1700kg!). Einmal im Jahr wird Poldi mit Hilfe von Industriekletterern auf den Boden geholt und gewartet, um ihn zu entstauben und seine Stabilität zu gewährleisten.

Poldis kuriose Geheimnisse

Der Wal hat eine auffällige grüne Färbung, die aber kein Lack ist, sondern Patina, die sich im Laufe der vielen Jahre im Freien auf dem Kupferblech gebildet hat. Nur die Lippen sind rot lackiert. Soviel ist aus der Entfernung zu erkennen. Im ursprünglichen Entwurf von Maria Benke aber spuckte der Wal sogar Wasserfontänen und seine Augen bestanden aus Glühbirnen, die blau leuchten konnten - heute ist die gesamte Elektronik aus dem Inneren der Skulptur entfernt. Trotz dieser Veränderungen bleibt der Wal ein wichtiges Stück Wiener Geschichte.

Wenn man genau hinsieht, bemerkt man auch einen kleinen Wellensittich auf einem der Stahlseile über dem Wal? Was es damit wohl auf sich hat? Sein Name jedenfalls überrascht wenig: Hansi. Der Künstler Hans Schabus hat ihn anlässlich einer Ausstellung auf das Drahtseil in lichten Höhen im Atrium des Wien Museums gesetzt. Dort ist er immer noch - jedoch können sich die Besucher ihm und Poldi nur durch die Treppen ein wenig nähern. Und neben dem 10 Meter langen Poldi geht Hansi visuell etwas unter.

Ein Blick hinter die Kulissen: Die Tage der Restaurierung im Wien Museum

Die „Tage der Restaurierung“ bieten eine einzigartige Gelegenheit, die oft unsichtbare Arbeit der Museen hautnah zu erleben. Im Jahr 2024 stehen 23 spannende Veranstaltungen auf dem Programm, die den Besuchern Restaurierungsprozesse im wahrsten Sinne des Wortes näher bringen. Die Besucher haben die Möglichkeit, den Restauratoren bei ihrer Arbeit über die Schulter zu schauen, die Techniken und Materialien kennen zu lernen, mit denen wertvolle Objekte konserviert werden, und zu verstehen, wie wichtig diese Arbeit für den Erhalt des kulturellen Erbes ist. Diese Veranstaltungen sind nicht nur informativ, sondern auch kostenlos.

Poldis Comeback

Poldi ist sicherlich eines der publikumswirksamsten Objekte des Wien Museums - allein schon wegen seiner Größe. Nach ungemütlichen Jahren unter freiem Himmel wäre er 2013 beinahe verschrottet worden. Nun aber hat er seinen verdienten Platz gefunden - nicht in der Sonne, aber in luftiger Höhe im neu gestalteten Wien Museum. Als echter Wiener im Museum darf er nun an die lange Tradition und Geschichte des Wurstelpraters erinnern.

Noch fühlt sich Poldi an Land nicht ganz wohl in der Gesellschaft. In ein paar Tagen hat er wieder seine Ruhe und kann die Besucher aus großer Entfernung beobachten

Und wer wie ich Poldi-Fan geworden ist, dem empfehle ich einen Besuch im Museumsshop ;)

Mehr Event-Fotos mit spannenden Einblicken finden sich auf meiner Gallery.

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